Frage: Herr Löw, Ihre Mannschaft ist mit einer Niederlage in das EM-Jahr gestartet. Welche Erkenntnisse haben Sie beim 1:2 gegen Frankreich gewonnen?
Joachim Löw: In erster Linie, dass wir in der Defensive nicht stabil waren. Da müssen wir mit Blick auf die EM noch einiges tun. Wir haben nicht mit der größten Konsequenz und Intensität nach hinten gearbeitet. Da waren viel zu viele Räume vorhanden, da ist einiges auseinandergebrochen. Offensiv können wir auf einem sehr hohen Niveau spielen. Die Defensivarbeit ist aber noch nicht perfekt, das war schon in einigen Spielen des vergangenen Jahres nicht unbedingt das Gelbe vom Ei. Da bedarf es noch vieler Trainingseinheiten.
Frage: Ihre Mannschaft wurde im vergangenen Jahr zumeist gefeiert, zum Jahresauftakt gab es wieder mal ein paar Pfiffe...
Löw: Das werde ich nicht überbewerten. Mit unseren guten Ergebnissen und Leistungen haben wir zuletzt unsere Fans verwöhnt und damit auch die Euphorie natürlich auch angeheizt. Gegen Frankreich lief es dann nicht so gut, aber damit kann ich leben.
Frage: Ist Deutschland nach so einer Niederlage zunächst einmal die Favoritenrolle für die EM los?
Löw: Das hängt doch nicht von einem Spiel ab. Ich habe immer wieder betont, dass es bei der EM nicht nur einen Favoriten gibt. Spanien, Italien und Frankreich gehören dazu, und wir natürlich auch. Bei so einem Turnier entscheiden dann Nuancen darüber, wie weit man kommt. Deshalb dürfen wir auch auf einem hohen Niveau nicht zufrieden sein.
Frage: Kann es möglicherweise sogar hilfreich sein, dass die Euphorie ein bisschen gedämpft wurde?
Löw: Ich weiß nicht, ob sie gedämpft wird oder nachher wieder da ist, wenn die EM losgeht. Ganz ehrlich interessiert mich das auch nicht so besonders. Es ist doch klar, dass Deutschland immer als großer Favorit in ein Turnier geht. Manchmal schwappt die Euphorie zu sehr rüber, manchmal brechen gleich alle Dämme, wenn es mal nicht so gut läuft.
Frage: Sie machen sich also nach dieser Niederlage keine großen Sorgen?
Löw: Nein, denn unabhängig vom Ergebnis habe ich gewusst, woran wir bis zur EM noch arbeiten müssen. Ich weiß, dass wir eine gute Basis haben. Wir haben mit vielen, vielen guten Spielen die Erwartungshaltung angehoben. Aber im März sind schon viele Dinge passiert bei uns in den letzten Jahren. Was im März passiert, ist für den Trainer nicht so ausschlaggebend. Wir müssen eine gute Vorbereitung haben und dann beim Turnier topfit sein. Dann müssen alle Spieler auf einem Topniveau sein.
Frage: Wie sieht Ihr Arbeitspensum in den kommenden Wochen bis zum Saisonschluss aus?
Löw: Sicherlich werden meine Mitarbeiter und ich auch weiterhin Spiele in der Bundesliga beobachten, obwohl wir dort unsere Kandidaten in- und auswendig kennen. Wir werden deshalb auch im Ausland unterwegs sein. Ich werde sicherlich noch mal nach Madrid, Rom und London reisen und vielleicht auch das eine oder andere Ligaspiel in Portugal oder in Holland besuchen.
1 March 2012
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