Thursday, 8 August 2013

Joachim Löw: "Wir sind im Landeanflug auf Brasilien", 08.08.2013

Das bevorstehende Paraguay-Spiel, die anstehende Trainingsarbeit und fehlende Stammspieler: Bundestrainer Joachim Löw sprach eine Woche vor dem Saisonauftakt gegen die Südamerikaner über drängende Themen.

Löw über das Länderspiel gegen Paraguay

Die WM steht vor der Tür. Die letzte Etappe beginnt. Wir gehen mit großer Hoffnung und Vorfreude in die Saison. Für mich ist Paraguay keine Aufwärmübung. Aber mit diesem Spiel beginnt gewissermaßen das Vorglühen auf die WM in Südamerika. Wir sind Erster unserer WM-Qualifikationsgruppe und damit im Landeanflug auf Brasilien. Wir wollen die Gruppe ohne Niederlage überstehen. Am Mittwoch in Kaiserslautern wollen wir uns für die bevorstehenden Aufgaben in der Qualifikation einspielen.

…über die Arbeit mit der Mannschaft

Wir müssen versuchen, unsere Automatismen weiter zu schärfen. Wir hatten nicht in jedem Spiel defensiv die richtige Stabilität. Das ist sicher keine exklusive Aufgabe für die Verteidiger. An der Defensivarbeit müssen sich auch die Angreifer und offensiven Mittelfeldspieler aggressiv beteiligen, denn wir müssen den Gegner schon im Spielaufbau stören und stoppen. Das Verhalten im Ballbesitz, die Raumaufteilung und das schnelle Passspiel - das alles gehört zu unseren großen Stärken. Wenn wir diese Qualitäten im Spiel in die Waagschale werfen, sind wir schwer zu schlagen.

…über das Fehlen von Bastian Schweinsteiger im Paraguay-Aufgebot

Wir haben uns am Mittwoch in München mit Pep Guardiola getroffen und dabei auch über Bastian Schweinsteiger gesprochen. Bastian ist nach seiner Verletzung erst vor zwei Wochen wieder ins Training der Bayern eingestiegen. Jetzt soll er in München bleiben und dort unter der Woche die eine oder andere Einheit mehr mitmachen. Bastian Schweinsteiger wird uns dann bei den Qualifikationsspielen im September im Vollbesitz seiner Kräfte wieder zur Verfügung stehen.

…über das Fehlen von Toni Kroos

Tonis Frau ist hochschwanger, er will bei ihr sein, das respektiere ich absolut. Er wird deshalb beim Spiel gegen Paraguay nicht dabei sein.

…über die WM 2014 in Brasilien

Wir waren während des Confed Cups in Brasilien und konnten in dieser Woche wahnsinnig viele Eindrücke sammeln. Wir können nicht davon ausgehen, dass wir unsere Ideen und Vorstellungen alle umsetzen werden. Eine WM in Brasilien heißt auch Anpassung. Es wird darauf ankommen, dass wir uns in der Situation zurechtfinden, wenn ich etwa an die klimatischen Bedingungen und die Reisestrapazen denke, die wir vor Ort erlebt haben. Brasilien hat sich mit seinen vielen Individualisten als Mannschaft gefunden. Trotz der äußeren Bedingungen waren die Spiele auf hohem Niveau, das Tempo war beachtlich. Eine Entscheidung, wo wir unser WM-Quartier aufschlagen werden, ist noch nicht gefallen. Ich gehe davon aus, dass wir noch einmal vor Ort Trainingsmöglichkeiten und Hotels inspizieren werden. Wir haben eine sehr junge und gleichzeitig sehr turniererfahrene Mannschaft. Wir blicken der WM sehr positiv entgegen und gehen als Mitfavorit in das Turnier. Aber andere Mannschaften haben eine vergleichbare Qualität.

…über die laufende Doping-Debatte

Unsere Nationalspieler werden immer wieder unangemeldet getestet. Oft werden sie um sechs Uhr oder um halb sieben Uhr aus den Betten gescheucht. Ich bin für diese Konsequenz bei den Dopingtests. Dafür stehen wir beim DFB, und dafür stehe ich auch als Trainer, denn wir alle wollen einen fairen und sauberen Fußball.

…über die Möglichkeit, dass Hansi Flick neuer DFB-Sportdirektor wird

Hansi Flick hat absolut diese Qualität. Wir warten jetzt erst mal die Qualifikation ab und nehmen dann die Gespräche wieder auf. Gleichzeitig möchte ich ihn aber auch bis zur WM 2014 in meinem Team behalten. Wenn er sich aber für die Aufgabe als Sportdirektor entscheiden sollte, würde ich ihm keine Steine in den Weg legen. Es ist undenkbar, beide Aufgaben - als Assistenztrainer und Sportdirektor - auszufüllen, denn beide Ämter brauchen die hundertprozentige Aufmerksamkeit.

…über seine eigene Vertragsverlängerung

Wir setzen uns zusammen, wenn wir uns qualifiziert haben. Ich bin seit neun Jahren beim DFB, und es herrscht ein großes Vertrauen, gerade zu Präsident Wolfgang Niersbach. Ginge ich ohne Vertrag ins WM-Turnier, würde das auch kein Störfeuer für die WM bedeuten. Das hat uns 2010 nicht gestört - die Spieler nicht und mich auch nicht.

…über die U 21, die am Dienstag gegen Frankreich spielt

Die U 21-Nationalmannschaft ist ein wichtiger Unterbau für unsere A-Mannschaft. Für die Europameister von 2009 bedeutete der damalige U 21-Titelgewinn einen unglaublichen Sprung in ihrer Entwicklung. Es gibt aber auch Spieler in unserem Team, die zwar heute noch für die U 21 spielen könnten, die aber inzwischen fest zur A-Mannschaft gehören, wie Mario Götze und Ilkay Gündogan. Beide Spieler sind wichtige Bausteine für die WM 2014, aber auch für die kommenden Jahre, und werden deshalb bei der A-Mannschaft bleiben.

8 August 2013
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Joachim Löw: "Bayern und Dortmund sind auf Augenhöhe", 07.08.2013

Das Länderspiel am Mittwoch (ab 20.45 Uhr, live im ZDF) in Kaiserslautern gegen Paraguay, der Start der Bundesliga, deutsche Nationalspieler im Ausland: Im Interview mit dem Sport-Informations-Dienst (SID) äußert sich Bundestrainer Joachim Löw kurz vor dem Saisonstart zu aktuellen Themen des Fußballs.

Frage: Herr Löw, Sie waren am Dienstag Gast der Bundesliga-Jubiläumsgala in Berlin. Was ist persönlich Ihre schönste Erinnerung an 50 Jahre Bundesliga?

Joachim Löw: Mein schönstes Erlebnis war, als ich selbst das erste Mal bei einem Bundesligaspiel mit dem VfB Stuttgart auf dem Platz stand. Ich bin damals zur Saison 1979/1980 zum VfB gewechselt und habe mir vor der Saison das Bein gebrochen - ich musste also sehr lange warten. Aber als ich dann das erste Mal den Rasen betreten habe, da war das etwas ganz, ganz Besonderes für mich als junger Spieler.

Frage: Wir haben vor wenigen Wochen ein deutsches Champions-League-Finale gesehen, die Bundesliga ist obenauf. Wie sehen Sie den Stellenwert der Liga innerhalb Europas?

Löw: Der Stellenwert ist sehr hoch. Wir werden allseits gelobt für Infrastruktur, tolle Stadien, tolle Atmosphäre, viele Zuschauer, Begeisterung und Spielfreude. Gerade in der letzten Saison hat die Bundesliga auch sportlich überzeugt. Dass wir zwei deutsche Teams im Champions-League-Endspiel hatten, wird nun von der ganzen Welt anerkannt. Von daher steht die Bundesliga vor ihrer 51. Saison ganz hervorragend da.

Frage: Aus dieser starken Bundesliga sind im Sommer die Nationalspieler Mario Gomez und André Schürrle ins Ausland gewechselt. Ist auch das Ausdruck der momentanen Stärke und der Anerkennung?

Löw: Ich erinnere mich noch an Phasen als Bundestrainer, da waren nur ein oder zwei unserer Nationalspieler im Ausland aktiv. Und vor 2010 standen deutsche Spieler bei den Topvereinen eigentlich gar nicht mehr auf dem Wunschzettel. Das änderte sich wieder mit der WM 2010, als mit Mesut Özil, Sami Khedira oder auch Thomas Müller, Bastian Schweinsteiger und Manuel Neuer einige Spieler wieder in den Mittelpunkt gerückt sind. Mittlerweile spielen wieder mehr im Ausland, und man sieht natürlich auch, dass Vereine aus Madrid oder London sich immer wieder für deutsche Spieler interessieren. Das spricht für eine gute Bundesliga und natürlich auch eine sehr gute Ausbildung in Deutschland.

Frage: Die Bundesligatrainer rechnen am Saisonende in der Mehrheit mit dem FC Bayern München als Deutschem Meister. Wie sehen Sie die Situation?

Löw: Ganz oben sehe ich aktuell nur die Bayern und Borussia Dortmund nahezu auf Augenhöhe, falls sie keine Verletzungssorgen haben. Dortmund ist mit den ersten elf oder zwölf Spielern fast ebenbürtig - das hat man ja auch zuletzt im Supercup gesehen, als München verloren hat. Die Bayern jedoch sind in der Breite stärker besetzt und können über eine ganze Saison auch mal drei oder vier Spieler einfach ersetzen. Beide Mannschaften sind ohne Zweifel extrem stark. Bei allem Respekt für Teams wie Leverkusen oder Schalke sehe ich für Bayern und Dortmund keine ernsthaften Konkurrenten, wenn es um den Titel geht. Sie werden das unter sich ausmachen, denn qualitativ kommt da keine andere Mannschaft ran.

Frage: Im Sommer gab es einige Diskussionen, dass die deutsche U 21-Nationalmannschaft bei der EM in Israel nicht mit der bestmöglichen Mannschaft angetreten ist. Wird sich diese Situation in den nächsten Jahren verändern?

Löw: Das muss man immer situativ entscheiden, und es hängt letztlich auch von den Belangen der A-Mannschaft ab. Wir hatten ja schon im letzten Jahr gesagt, dass wir 2013 eine Amerikareise machen - und der Zeitpunkt war für uns absolut passend. Und es gibt eben Spieler, die sich in der A-Mannschaft etabliert haben. Ilkay Gündogan zum Beispiel, er ist ganz klar A-Nationalspieler. Genauso wie Mario Götze. Sie sind in der Qualifikation gesetzt und spielen natürlich auch eine Rolle in den Überlegungen in Richtung wichtiger Turniere.

Frage: Sie nominieren am Donnerstag das Aufgebot fürs Länderspiel gegen Paraguay. Wird es Überraschungen geben?

Löw: Nein, wahrscheinlich nicht. Einige waren zuletzt bei der Amerikareise nicht dabei, einige werden zurückkehren.

7 August 2013
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