Im Anschluss an das spektakuläre 4:4 im vierten WM-Qualifikationsspiel gegen Schweden im Olympiastadion Berlin versuchte sich Bundestrainer Joachim Löw in einer ersten Analyse des Geschehenen. DFB.de hat das Pressegespräch aufgezeichnet.
Frage: Joachim Löw, können Sie schon begreifen, was sich beim 4:4 gegen Schweden abgespielt hat?
Joachim Löw: Einen 4:0-Vorsprung aus der Hand zu geben, ist normalerweise nicht möglich. Das ist schwer einzuordnen. Wir haben die große Chance verpasst, in dieser Gruppe eine kleine Vorentscheidung herbeizuführen. Wir haben 60 Minuten überragend gespielt, was die Kombinationen, den Abschluss, die Ordnung, die Disziplin betraf. Die Schweden waren nicht vorhanden, ein Ibrahimovic, ein Elmander nicht zu sehen. In den letzten 30 Minuten haben wir dann unheimlich viel falsch gemacht.
Frage: Können Sie das konkretisieren?
Löw: Wir hatten eine große Unruhe in unserem Spiel, keine Ordnung, nicht mehr die Sicherheit am Ball. Symptomatisch war für mich ein Freistoß zwei Minuten vor Schluss in des Gegners Hälfte. Da spielen wir zwei Pässe und der Ball ist beim Torwart, anstatt dass wir zur Eckfahne laufen. Da ist vieles schief gelaufen, wir haben das Spiel nicht mehr in den Griff bekommen. Woran das lag, muss ich erst mal analysieren, um mich konkret zu äußern. 60 Minuten waren großartig, die letzten 30 Minuten unglaublich schwach. Dass wir uns so aus dem Rhythmus bringen lassen, habe ich nicht erwartet.
Frage: Wie war die Stimmung in der Kabine?
Löw: In der Kabine herrschte Totenstille. Alle lagen auf den Bänken und waren total sprachlos.
Frage: Haben Sie so etwas Ähnliches schon einmal erlebt?
Löw: Wir alle haben so eine Situation noch nicht erlebt. Es war ein ganz, ganz außergewöhnliches Spiel. Wir können daraus aber wahnsinnig viel lernen. Wir müssen daraus lernen, dass man so ein Spiel konsequent zu Ende bringt. Wenn wir konzentriert sind, spielen wir auf einem unglaublich hohen Niveau. Wenn wir nachlassen, dann passieren eben auch solche Dinge. Das soll uns eine Lehre sein, für alle Zeiten, dass man solche Dinge eben mit aller Konsequenz zu Ende bringt.
Frage: Haben sich Ihre Spieler vielleicht zu sicher gefühlt?
Löw: Wahrscheinlich begann das Problem irgendwo im Kopf.
Frage: Glauben Sie, dass die Aufarbeitung noch lange dauern wird?
Löw: Wir sind jetzt wahnsinnig enttäuscht, aber auch das wird uns nicht aus der Bahn werfen. Ich denke nicht, dass da was hängenbleibt. Die Mannschaft ist mit anderen Situationen, mit den Diskussionen im Vorfeld professionell umgegangen und hat sich nicht beeindrucken lassen. Natürlich muss man das analysieren und darüber sprechen. Aber ich denke, dass das ein Lernspiel war und wir die Lehren daraus ziehen und das in Zukunft besser machen.
Frage: Wie haben Sie die Gegentore gesehen?
Löw: Es war nicht die Schuld von einzelnen Spielern, man kann das auch nicht an individuellen Fehlern festmachen. Im gesamten Kollektiv ist nicht mehr so konsequent gearbeitet worden. Wir haben im Mittelfeld und vorne die Bälle verloren, wir haben nicht mehr die Ordnung herstellen können. Und die Defensive hängt immer an der gesamten Mannschaft. Es ist nicht mehr mit dieser Konsequenz nachgegangen worden.
Originally on dfb.de, saved here to prevent loss once removed from or moved on that site.
No comments:
Post a Comment
Note: only a member of this blog may post a comment.