Friday, 4 December 2015

Joachim Löw: "Vom Duell Spanien-Deutschland Verabschieden", 12.10.2011

Deutschland und Spanien sind ohne Punktverlust durch die Qualifikation zur Europameisterschaft in Polen und der Ukraine 2012 marschiert. Im Gespräch nach dem abschließenden 3:1-Heimsieg im letzten Gruppenspiel gegen Belgien blickt Bundestrainer Joachim Löw auf die EM-Qualifikation zurück und verabschiedet sich von einem deutsch-spanischen Duell.

Frage: "Die deutsche Mannschaft hat durch das 3:1 gegen Belgien den zehnten Sieg im zehnten EM-Qualifikationsspiel geschafft und damit einen Rekord für die Ewigkeit aufgestellt. Was bedeutet Ihnen diese Bestmarke?"

Joachim Löw: "Zehn Spiele, zehn Siege - was will man mehr? Das ist nach einer schweren WM in den vergangenen 14 Monaten eine tolle Leistung der Mannschaft gewesen. Der Rekord war lange keine Thema für uns, aber vor dem Spiel gegen Belgien habe ich ihn thematisiert. Denn die Namen der aktuellen Spieler werden immer mit diesem Rekord verbunden bleiben."

Frage: "Hat diese Bestmarke auch noch andere Auswirkungen?"

Löw: "Ja, denn mit jedem Sieg verdient man sich weiteren Respekt. Und das merkt man auch in den Spielen. Es ist ein Vorteil für jede Mannschaft, wenn der Gegner einem gehörigen Respekt entgegenbringt. Gerade auch bei einem Turnier ist das wichtig."

Frage: "Was hat Ihnen zum Qualifikationsabschluss besonders an Ihrer Mannschaft gefallen?"

Löw: "Man hat gesehen, dass die Mannschaft nach wie vor hungrig ist. Sie will jedes Spiel gewinnen. Dafür gebührt ihr ein Riesenkompliment. Zudem spürt man bei den Spielern, dass sie nie nachlassen und sich immer weiter verbessern wollen."

Frage: "Können Sie beschreiben, in welchen Bereichen sich Ihre Mannschaft nach der WM in Südafrika weiterentwickelt hat?"

Löw: "Das sind ja oft nur Nuancen. Die Automatismen funktionieren besser, das Spiel ohne Ball hat sich weiter verbessert. Unsere Systematik und das Niveau sind sehr gut beziehungsweise hoch. Wir haben uns zudem nach dem Turnier unglaublich stabil gezeigt. Wir spielen schnell, sicher und zielstrebig und wir finden heute bessere Lösungen als noch im Sommer 2010."

Frage: "Wie groß ist der Kreis Ihrer EM-Kandidaten für Polen und die Ukraine?"

Löw: "25, 30 Spieler, es ist immer schwierig, sich da auf eine genaue Zahl festzulegen. Ich weiß nur, dass die Nominierung im nächsten Jahr relativ einfach für mich wird, sofern die Spieler ihre Form halten. Ich habe mich vor den letzten Turnieren schwerer getan, weil ich mir über manche Qualitäten nicht so sicher war. Sicher wird es aber auch vor dieser EM einige Härtefälle geben. Mal sehen, was bis zur Nominierung noch alles passiert. Mein Gefühl, alle Positionen doppelt zu besetzen, ist aber gut, denn wir haben Alternativen geschaffen. Dass junge Spieler auf die ein bisschen älteren Jungen Druck machen, ist aber weiterhin das Ziel."

Frage: "Was erwarten Sie von Ihren Kandidaten in den kommenden Monaten?"

Löw: "Ich erwarte, dass alle die Konzentration hochhalten und in ihren Vereinen weiter seriös arbeiten. Gerade wenn man nicht mehr so viele Länderspiele bis zum Turnierstart hat, muss entsprechend im Verein gerabeitet werden. Man kann nicht in eine gute EM-Form kommen, wenn man erst im April anfängt."

Frage: "Deutschland zählt nach seinen starken Vorstellungen in der Qualifikation zu den Topfavoriten bei der EM. Wie schätzen Sie Ihre Mannschaft im Vergleich zu Welt- und Europameister Spanien ein?"

Löw: "Nachdem ich mich in dieser Woche schon von dem Begriff Stammspieler verabschiedet habe, verabschiede ich mich auch von dem Duell Deutschland-Spanien. Dieses Spiel muss es bei dem Turnier ja gar nicht geben, auch wenn alle nur von diesem Duell reden. Die Niederlande, England, Portugal, Frankreich, das sind alles Mannschaften, die zum Favoritenkreis zählen. Spanien und wir werden nicht alleine die Hauptrollen bei der EM spielen. Wir müssen auch einige andere Hürden überspringen und nicht nur Spanien."

12 OCtober 2011
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