Thursday, 12 September 2013

Bundestrainer Löw: "Wir haben die Abwehr nie vergessen"

Summary of Press Conference, 4 September 2013

Zwei Tage vor dem WM-Qualifikationsspiel in München gegen Österreich am Freitag (ab 20.45 Uhr, live im ZDF) spricht Bundestrainer Joachim Löw über den Gegner, nötige Verbesserungen und die perfekte Balance.

Außerdem bewertet er den Transfer von Mesut Özil zum FC Arsenal und das anstehende 100. Länderspiel von Kapitän Philipp Lahm. DFB.de fasst die wichtigsten Aussagen des Bundestrainers zusammen.

JOACHIM LÖW ÜBER...

...über den Vereinswechsel von Mesut Özil: Ich denke, Mesut ist ein sensibler Spieler, der viel Vertrauen im Klub und vom Trainer braucht. Was ich zuletzt vernommen habe, war das Vertrauen zuletzt nicht mehr zu 100 Prozent vorhanden. Arsène Wenger und der FC Arsenal haben sich wahnsinnig um ihn bemüht, das hat ihm gutgetan. Der Wechsel ist für uns gut, denn er geht zu einem Topverein, mit einer Mannschaft, die fußballerisch auf einem sehr hohen Niveau spielt. Für mich war es ein wenig unverständlich, dass Real seinen Topvorbereiter abgibt, aber so ist das Geschäft.

...über die Vorbereitung auf das Österreich-Spiel: Ich bin froh, dass die Nationalmannschaft seit Monaten mal wieder länger zusammen ist. Das gibt mir die Möglichkeit, mit den Spielern mehr und detaillierter zu kommunizieren. Vorher war das sonst ein wenig auf der Strecke geblieben, weil man sich nur ein, zwei Tage vor dem Spiel gesehen hat.

...über Gegner Österreich: Österreich hat immer noch die große Chance, als Gruppenzweiter und über die Play-offs die WM zu erreichen. Das ist das große Ziel. Sie sind hoch motiviert und taktisch unter Marcel Koller sehr gereift. Sie spielen ein gutes Pressing und haben ein gutes Umschaltspiel. Sie werden mutig und angriffslustig in das Duell gehen. Wir haben aber auch nichts zu verschenken, sondern die Chance, den Zweiten der Gruppe weiter zu distanzieren. Niemand wird den Gegner unterschätzen.

...über die Balance zwischen Defensive und Offensive: Es ist klar, dass unsere Defensivleistung ein Thema ist, dass wir gegen Paraguay nicht kompakt genug waren. Immer wenn wir nicht kompakt genug waren, haben wir schlecht gespielt - waren wir kompakt, haben wir eigentlich immer gut gespielt und gewonnen. Wir haben deshalb elementare Dinge mit den einzelnen Mannschaftsteilen besprochen und versucht, sie auf dem Trainingsplatz umzusetzen. Wichtig ist mir: Wir haben die Abwehr nie vergessen, aber nur wer agiert, auch in der Defensive, kann das Spiel bestimmen. Ich bin nicht bereit, nur noch auf Konter zu spielen, weil die ganze Mannschaft offensiv verteidigen muss. Die Stürmer müssen vorne beginnen zu attackieren und die richtigen Wege zu machen. Es gilt auch, den Gegner schon im Spielaufbau zu stören. Gegen Paraguay sind wir mehr gelaufen als zum Beispiel gegen Frankreich, hatten dort aber eine viel größere Intensität, weil wir kurze Wege gemacht haben. Es hängt insgesamt viel mit der Kompaktheit der Mannschaft zusammen.

...über die Abwehr: Einfache, individuelle Fehler wie gegen Paraguay müssen wir vermeiden, das haben wir angesprochen. Ich bin mir aber sicher, dass das am Freitag besser klappt. Die Mannschaft nimmt unsere Hinweise sehr gut an und ist sehr aufnahmefähig.

...zur personellen Situation: Sven Bender und Sami Khedira konnten heute wieder voll trainieren. Ich gehe davon aus, dass Khedira auf jeden Fall spielen kann. Lars Bender hat am Wochenende einen Schlag auf die Hüfte bekommen und musste heute pausieren. Es ist noch fraglich, ob man ihn rechtzeitig wieder hinbekommt.

...über Philipp Lahm, der vor dem 100. Länderspiel steht: Ich habe ihn in den letzten zehn Jahren begleitet. Er ist ein absolutes Vorbild an Seriösität, Einsatzbereitschaft und fußballerischer Klasse - egal, auf welcher Position er zum Einsatz gekommen ist. Er ist ein Spieler von Weltklasseformat, ist auch persönlich gereift und vertritt seine eigene Meinung. Dass er nun in seinem Wohnzimmer sein 100. Länderspiel machen kann, ist klasse. Er wird noch viele wichtige Spiele für die Nationalmannschaft bestreiten, denn er hat seinen Zenit noch lange nicht überschritten.

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Joachim Löw: "Überragend gut gemacht", 07.09.2013

Die deutsche Nationalmannschaft hat Wortgehalten. Beim 3:0 gegen Österreich stand die DFB-Elf kompakt und am Ende sogar die Null. Bundestrainer Joachim Löw äußert sich im Interview zur Defensivleistung, seiner Personalentscheidung in der Abwehr und Miroslav Klose.

Frage: Herr Löw, wie wichtig war nicht nur der Sieg, sondern auch die Tatsache, dass nach den vielen Diskussionen die Null stand?

Joachim Löw: Das ist erfreulich, aber letztendlich zählt der Sieg. Wir waren ein paar Tage zusammen, haben an verschiedenen Dingen gearbeitet, haben auch über manche Dinge gesprochen. Wir wollten zeigen, dass der Gegner nicht das Gefühl hat, er ist auf Augenhöhe mit uns. Wir wollten bestimmen, wie der Gegner spielt. Wir wollten unser eigenes Spiel machen. Die Jungs haben das überragend gut gemacht. Wir waren der hochverdiente Sieger.

Frage: War die Defensivleistung wieder so, wie Sie sich das vorstellen?

Löw: Es gab immer Phasen, wo wir das besser hätten lösen können. Letztendlich war aber die Intensität, mit der wir den Gegner attackiert haben, wesentlich höher als in den letzten Spielen. Wir haben früh gestört und Österreich damit so ein bisschen den Zahn gezogen. Sie waren gezwungen, lange Bälle zu spielen, die wir ohne Probleme mit unserer Innenverteidigung abgefangen haben. Die Intensität, mit der die vorderen Spieler gearbeitet haben und den Gegner unter Druck gesetzt haben, war schon gut.

Frage: Was muss noch besser werden?

Löw: Das ist ein ständiger Prozess. Es gibt immer Dinge, an denen man als Trainer erkennt, dass es nicht 100 Prozent funktioniert. Aber wenn wir uns intensiv damit beschäftigen, klappen die Dinge. Man kann nicht immer verhindern, dass der Gegner Torchancen hat. Aber am Ende liegt es immer an der ganzen Mannschaft. Am Ende müssen elf Spieler auf dem Platz umschalten, müssen defensiv arbeiten mit der höchstmöglichen Intensität - und die war bei weitem besser als gegen Paraguay. Was den Kopf betrifft, diese Defensivarbeit zu leisten, war das schon sehr gut.

Frage: Miroslav Klose hat den Torrekord von Gerd Müller eingestellt. Wie wichtig ist es, dass das Thema endlich durch ist?

Löw: Die letzten Spiele ist immer darüber diskutiert worden. Das ist für ihn wahnsinnig erfreulich. Es ist gut, dass das Thema nicht mehr ständig vor den Spielen aufkommt. Ich freue mich für ihn, das Tor hat die Gegenwehr von Österreich etwas gebrochen.

Frage: Klose ist bereits 35. Was ist sein Geheimnis?

Löw: Das Geheimnis ist ganz einfach seine Professionalität, sein Kopf, sein Wille auf diesem hohen Niveau zu bleiben, nicht nachzulassen. Wenn er seine körperliche Fitness hat, ist Miro immer in jedem Spiel für Tore gut, für klasse Laufwege, für gute Kombinationen. Er ist ein außergewöhnlicher Stürmer. In dieser Form ist Miro für die Mannschaft wahnsinnig wichtig.

Frage: Sie haben sich in der Innenverteidigung für Jerome Boateng und Per Mertesacker entschieden, Mats Hummels musste auf die Bank. Warum haben Sie sich so entschieden?

Löw: Mats Hummels ist ein sehr guter Innenverteidiger. Ich habe ihn in den letzten Spielen bei Dortmund gesehen. Vielleicht hat er noch nicht die Sicherheit. Jerome Boateng hat aufgrund seiner Spiele bei Bayern diese Chance verdient.

Frage: Haben Sie überhaupt noch Zweifel am Gruppensieg?

Löw: Das ist immer klar unser Ziel gewesen, dass wir die Gruppe gewinnen. Wir haben fünf Punkte Vorsprung. Die Schweden haben gewonnen und auch noch das direkte Duell gegen uns. Wenn wir unsere Dinge so erledigen wie gegen Österreich, dass wir auf den Färöern und gegen Irland gewinnen, denke ich, dass wir das schaffen.

7 September 2013
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Schürrle oder Draxler: Wer ersetzt Reus in Tórshavn?,

Summary of Press Conference, 9 September 2013

Vor dem WM-Qualifikationsspiel gegen die Färöer heute (ab 20.45 Uhr, live in der ARD) in Tórshavn spricht Bundestrainer Joachim Löw über den Gastgeber, die Veränderungen in der Aufstellung durch den Ausfall von Marco Reus und Führungsspieler Per Mertesacker.

JOACHIM LÖW ÜBER...

... den Gastgeber: Der erste Eindruck ist, dass es viel Natur gibt. Die Insel macht einen rauen Eindruck. Ich denke, wir haben es auch mit rauen und toughen Spielern zu tun. Für solch ein kleines Land können sie wirklich gut verteidigen und sind gut organisiert. Wir gehen das Spiel absolut seriös an. Zuhause haben die Färöer schon vielen Mannschaften das Leben schwer gemacht. Wichtig ist, die Bedingungen hier anzunehmen. Das Einzige was mich interessiert, ist, dass wir die drei Punkte mitnehmen. Aber die Färöer sind von den kleinen Nationen das Team, was mir am meisten imponiert hat.

... über das Stadion und die Atmosphäre in Tórshavn: Wir haben uns den Rasen angeschaut und ich habe mir Informationen von Horst Hrubesch geholt, der zuletzt mit der U 21 hier war. Die Atmosphäre ist natürlich anders. Hinter einem Tor habe ich Glas gesehen, hinter dem anderen eine Betonwand. Es ist sicherlich ungewohnt ohne Zuschauer hinter den Toren. Ich hoffe, dass wir trotzdem das Tor treffen.

... Änderungen in der Startaufstellung: Minimum gibt es eine Änderungen, weil Marco Reus definitiv ausfällt. Vielleicht werde ich noch die ein oder andere Veränderung vornehmen, aber maximal stelle ich auf drei Positionen um. Miroslav Klose wird auf jeden Fall anfangen. Nach dem Österreich-Spiel war Miro ein wenig müde und ausgelaugt, aber bis auf Reus sind alle vollbelastbar - wir haben personell also keine Probleme.

... die Alternativen für Marco Reus: Es kommen Julian Draxler, André Schürrle und Sidney Sam infrage. Sam spielt eigentlich eher rechts, also fällt die Entscheidung wahrscheinlich zwischen Schürrle und Draxler - ich werde das nach dem Training entscheiden.

... Per Mertesacker: Per spielt schon viele Jahre unter mir. Vergangenes Jahr plagte ihn eine Verletzung, zuvor hat er immer gespielt - vor allem in wichtigen Quali-Spielen hat er seine Aufgabe souverän und konzentriert gemeistert. Er ist der extrovertierteste Spieler in der Abwehr. Er gibt Impulse und ist ein Spieler mit Erfahrung, der permanent auf die anderen Spieler schaut und nicht nur auf sich selbst. Das kann Per hervorragend gut.

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Bundestrainer Löw: "Manchmal war es wie beim Handball", 10.09.2013

Die Weltmeisterschaft ist nur noch einen Schritt entfernt: Die deutsche Nationalmannschaft hat mit 3:0 in Tórshavn auf den Färöern gewonnen - ein weiterer Sieg am 11. Oktober (ab 20.45 Uhr, live in der ARD) in Köln gegen Irland genügt schon, um vorzeitig das Ticket für Brasilien 2014 zu lösen. Im Interview spricht Bundestrainer Joachim Löw über das "Muss" auf dem Weg nach Brasilien, Verbesserungen im Spiel, die Innenverteidigung und Sidney Sam.

Frage: Herr Löw, ein 3:0 auf den Färöern. Nur ein 3:0 - oder sind Sie voll zufrieden?

Joachim Löw: Dass es zäh werden würde, war zu erwarten. Insgesamt war es eine absolute Pflichtaufgabe, ein Muss. Unsere Spielanlage auf dem Kunstrasen war absolut in Ordnung. Der Gegner hatte neun bis zehn Spieler im Strafraum, manchmal war es wie beim Handball. Aber wir müssen an unseren finalen Aktionen arbeiten, das habe ich schon in den letzten Spielen gesehen. Da müssen wir zielorientierter werden.

Frage: Sie haben in der Innenverteidigung wie schon gegen Österreich Per Mertesacker und Jerome Boateng aufgeboten. Beide haben wieder überzeugt. Haben Sie damit Ihre Stammabwehr schon gefunden?

Löw: Es war jetzt erst einmal eine Entscheidung für diese beiden Spiele. Sie haben mir in beiden Spielen gut gefallen, vor allem gegen Österreich. Färöer war natürlich nicht so drucksvoll, aber sie haben konzentriert dagegengehalten. Aber ich habe immer gesagt, dass ich Mats Hummels nach wie vor vertraue. Er hat bei der EM 2012 ein gutes Turnier gespielt und kann auf dem Niveau spielen.

Frage: Auch Mario Gomez ist wie ;Mats Hummels in beiden Spielen keine Minute eingesetzt worden. Ist er im Sturm nur noch die Nummer drei hinter Miroslav Klose und Max Kruse?

Löw: Natürlich zähle ich auf Mario, ich weiß, was er kann. Aber gegen Österreich hatte ich das Gefühl, dass es in dieser Phase besser war, wenn Sven Bender kommt und Mesut Özil vorne reingeht. Und diesmal, auf Kunstrasen, wollte ich Max Kruse einmal die Möglichkeit geben, weil er im Training sehr ballsicher und bewegungsfreudig war. Mario hat sich in Florenz gut eingeführt, aber er war lange in der Vorbereitung.

Frage: Wie sehen Sie nun die Konstellation in der Gruppe?

Löw: Wir können im letzten Heimspiel gegen Irland alles klarmachen. Das ist unser Ziel, und ich denke, dass wir das schaffen werden. Dahinter wird noch Spannung herrschen.

Frage: Sie haben kurz vor Schluss Sidney Sam eingewechselt. Mit dem Hintergedanken, dass er damit nun endgültig für Deutschland "festgespielt" ist?

Löw: Nein, das hat keine Rolle gespielt. Er hatte mir schon länger signalisiert, dass er unbedingt für uns spielen will und seine Meinung nicht ändern wird.

10 September 2013
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