Wednesday 5 October 2016

Joachim Löw: "Haben auf allen positionen einen wettbewerb", 14.10.2007

Unmittelbar nach der Qualifikation zur Europameisterschaft 2008 richtet Joachim Löw seinen Blick im aktuellen Interview bereits auf die Titelkämpfe in Österreich und der Schweiz.

Frage: So früh wie diesmal hat sich noch nie eine deutsche Nationalmannschaft für ein großes Turnier qualifiziert. Wie lautet ihre Fazit nach der erfolgreichen EM-Qualifikation?

Joachim Löw: Für uns hat sich heute der Kreis geschlossen. Wir haben gegen Irland das erste Qualifikations-Spiel gewonnen und uns nun gegen Irland für die EM qualifiziert. Kompliment an die Mannschaft, wie sie die Qualifikation durchgezogen hat. Wir haben uns nicht nur frühzeitig qualifiziert, sondern auch eine hervorragende Punkteausbeute und eine tolle Tordifferenz.

Frage: Gegen die Iren mussten Sie aber bis zum Schluss zittern...

Löw: Wir wussten, dass sie aufsässig werden können. Sicherlich haben wir schon bessere Spiele gemacht, aber unter dem Strich bin ich sehr zufrieden. Man hat heute mal gemerkt, dass viele gefehlt haben, zudem Bastian Schweinsteiger früh ausgefallen ist. Kämpferisch und von der Einstellung hat meine Mannschaft alles gegeben. Diese Tugenden waren gegen die Iren gefragt.

Frage: Wie erklären Sie sich, dass Ihre Mannschaft so glatt durch die Qualifikation gekommen ist?

Löw: Wir haben es geschafft, nach der WM die Spannung hochzuhalten und uns immer wieder neue Ziele gesetzt. Das Team hat nie nachgelassen, sich immer wieder neu motiviert und entsprechendes Selbstbewusstsein an den Tag gelegt. Zudem hat die Mannschaft unsere Philosophie weiter verinnerlicht.

Frage: Was bedeutet es für Sie, dass Deutschland bereits vier Spieltage vor Qualifikations-Schluss die Fahrkarte für Österreich und die Schweiz gelöst hat?

Löw: Jetzt haben wir Planungssicherheit, das ist sehr gut. Wir können in aller Ruhe vorausdenken, in den Planungen für das Trainingslager und hinsichtlich weiterer Freundschaftsspiele. Für die Mannschaft ist gut, dass der Druck weg ist und nicht bis zum letzten Spiel der Nervenkitzel da ist, wie es in der Vergangenheit oft genug der Fall war.

Frage: Wie sehr schmerzt Sie die zweite Gelbe Karte für Jens Lehmann, der nun am Mittwoch gegen Tschechien fehlt, und wie bewerten Sie seine Leistung?

Löw: Diese Gelbe Karte kann man in unserer Situation verschmerzen. Es war besser, dass er den Ball so weit vor dem Tor an der Seitenlinie noch einmal festgehalten hat, als dass die Iren durch einen schnell ausgeführten Einwurf zu einer Chance kommen. Ansonsten hat Jens eine tadellose Leistung gezeigt. Es zeichnet ihn ja aus, dass er sich gerade auch in schwierigen Situationen auf den Punkt konzentrieren kann. Er war sowohl in der Strafraumbeherrschung als auch auf der Linie sehr stark, ein guter Rückhalt für uns mit einer sehr guten Ausstrahlung.

Frage: Gegen die Iren fehlte einmal mehr rund ein halbes Dutzend Leistungsträger. Was machen sie, wenn Ballack, Lahm, Klose und andere wieder zurückkommen?

Löw: Gute Frage. Ich habe der Mannschaft bereits Anfang der Woche gesagt, dass der Konkurrenzkampf größer geworden ist. Der Wettbewerb auf allen Positionen ist nun endgültig entbrannt und wird sich noch mehr zuspitzen. Die EM-Kandidaten müssen mir in der Bundesliga und in den internationalen Wettbewerben Zeichen geben, dass sie in die Nationalmannschaft gehören. Die größte Gefahr ist, wenn einige meinen, sie könnten nun nach der souveränen Qualifikation ein bisschen nachlassen. Wir gehören noch nicht zu den absolut Besten in Europa. Wir müssen noch hart arbeiten für das Ziel Europameisterschaft. Vieles hat bislang schon gut geklappt. Wir müssen aber optimieren und dürfen nicht stagnieren.

Frage: Gegen Tschechien sowie im November gegen Zypern und Wales können sie theoretisch experimentieren. Wie sind Ihre Pläne?

Löw: Zunächst mal wollen wir in München gegen Tschechien ein gutes Spiel machen und gewinnen, denn das ist ein kleines Highlight in der EM-Qualifikation. Sicherlich wird in München Lukas Podolski von Beginn an spielen, der nach seiner Einwechslung viele gute Szenen hatte. Im November werde ich sicherlich den ein oder anderen testen, der zuletzt wegen Verletzungen nicht bei der Nationalmannschaft war, aber im Verein schon wieder spielt.

Ein ausführliches Video-Interview mit Joachim Löw finden Sie hier.

14 October 2007
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Wednesday 17 August 2016

Joachim Löw: "Wir wollen Europameister werden", 13 July 2006

Joachim Löw hat beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) einen Vertrag als Bundestrainer bis zum Ende der EM 2008 in Österreich und der Schweiz unterschrieben. Im aktuellen Interview spricht der Nachfolger von Jürgen Klinsmann über seine Ziele und Aussichten mit der Nationalmannschaft. Frage: Herr Löw, Sie sind nach dem Abschied von Jürgen Klinsmann vom Assistenten zum neuen Bundestrainer befördert worden. Mit welchen Gefühlen gehen Sie die neue Aufgabe an?

Joachim Löw: Ich freue mich natürlich sehr über die neue Herausforderung. Zunächst einmal möchte ich mich aber bei Jürgen bedanken - auch im Namen der gesamten Mannschaft und des Teams hinter dem Team. Jürgen und ich haben in den vergangenen zwei Jahren menschlich mit vollstem Vertrauen, einer uneingeschränkten Loyalität und einer großen Zuneigung zusammen gearbeitet. Seinen Entschluss, nicht weiter zu machen, sollte jeder absolut respektieren.

Frage: Ihr Vertrag gilt zunächst für die nächsten zwei Jahre. Welche Ziele haben Sie sich für diese Zeit gesteckt?

Löw: Der Jürgen hat vor zwei Jahren erklärt, wir wollen Weltmeister werden. Ich sage jetzt ganz klar: Wir wollen 2008 Europameister werden.

Frage: Wie wollen Sie das Ziel erreichen?

Löw: Wir alle wollen den eingeschlagenen Weg weiter führen. Es ist deshalb auch wichtig, dass wir mit dem bisherigen Stab weiter arbeiten können. Zudem wollen wir neue Impulse schaffen und Ideen weiter entwickeln. Nur so können wir uns dauerhaft wieder in der Weltspitze etablieren.

Frage: Und der Weg mit jungen Spielern soll fortgesetzt werden?

Löw: Natürlich. Wir haben ein Ensemble von hochqualifizierten jungen Spielern. Einerseits wird es wichtig sein, den Spielern, die uns bei der WM auf Platz drei geführt haben, zu helfen, damit sie nicht in ein Loch fallen. Andererseits gibt es viele Talente, die in den nächsten Jahren an die A-Nationalmannschaft herangeführt werden müssen.

Frage: Sie rücken nun in die vorderste Linie. Glauben Sie, dass sie mit dem Druck umgehen können, und wer wird Sie als neuer Assistenztrainer unterstützen?

Löw: Es ist ja so, dass ich schon viele Jahre lang zum Beispiel beim VfB Stuttgart oder auch bei Fenerbahce Istanbul als Cheftrainer in der Verantwortung gestanden habe und den Druck deshalb gewohnt bin. Vielleicht kann ich ja den Jürgen in neuer Funktion als Assistent gewinnen. Nein, im Ernst: Ich werde jetzt ein paar Tage lang Kraft tanken, und dann wird es eine meiner ersten Amtshandlungen sein, mich um einen Assistenztrainer zu bemühen.

Frage: Gibt es dafür schon einen Kandidaten, zum Beispiel Jürgen Klopp oder Dieter Eilts?

Löw: Jürgen Klopp steht als Trainer beim FSV Mainz 05 unter Vertrag und deshalb nicht zur Diskussion. Dieter Eilts wird weiter als Trainer der U 21-Nationalmannschaft arbeiten. Eine Lösung gibt es zurzeit noch nicht.

18 July 2006
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