Tuesday 26 May 2015

Das aktuelle Interview mit Joachim Löw zum Vorläufigen em Kader, 16.05.2008

Unmittelbar nach der Bekanntgabe des vorläufigen EM-Kaders hat Bundestrainer Joachim Löw die Antworten der zahlreichen Journalisten beantwortet. Im aktuellen Interview spricht Löw über den Kader und die Neulinge im Team.

Frage:u Joachim Löw, hat Ihnen die Auswahl des Kaders für die Europameisterschaft schlaflose Nächte bereitet?

Joachim Löw: Ich habe nicht unruhig geschlafen, aber natürlich haben wir uns sehr viele Gedanken gemacht. Wir haben im Trainerstab in den vergangenen zwei Jahren ein Drehbuch geschrieben, es hat viele Diskussionen gegeben. Wir haben uns sehr intensiv und akribisch damit beschäftigt. Wir sind von diesem Kader voll überzeugt.

Frage: Wie schwer ist es Ihnen gefallen, Spieler wie Timo Hildebrand zu informieren, dass ihr Traum von der EM geplatzt ist?

Löw: Absagen gehören dazu. Das ist nicht einfach. Ich wünsche den Spielern die Kraft, um gut damit umzugehen. Wir wissen, dass diese Entscheidung allen an die Nieren geht und alle schmerzlich enttäuscht sind, auch Timo.

Frage: Bedeutet die Entscheidung für Robert Enke und Rene Adler, dass die Nationalmannschafts-Karriere von Timo Hildebrand beendet ist?

Löw: Was dies für die Zukunft bedeutet, möchte ich offen lassen. Aber nach der EM hat jeder seine Perspektiven.

Frage: Was hat den Ausschlag für 26 Spieler gegeben?

Löw: Wir haben darüber auch intern diskutiert, aber wir wollen alle Ressourcen ausschöpfen, wir wollen den Konkurrenzkampf. Wir haben jetzt den Luxus, die Spieler über einen längeren Zeitraum zu beobachten. Da wollen wir alle Möglichkeiten nutzen, um den ein oder anderen noch einmal genauer unter die Lupe zu nehmen.

Frage: Dazu gehört sicher auch Marko Marin, den Sie überraschend berufen haben. Was hat den Ausschlag für den jungen Gladbacher gegeben, war auch der Ausfall von Bernd Schneider entscheidend?

Löw: Mit dem Ausfall von Bernd hat das weniger zu tun. Wir haben ihn eine ganze Weile beobachtet, und er hat uns überzeugt. Er hat herausragende Qualitäten in Eins-gegen-Eins-Situationen. Solche Spielertypen gibt es nicht allzu viele. Sicher ist es für ihn ein Sprung ins kalte Wasser. Er ist noch jung und muss noch lernen. Aber er hat etwas Besonderes. Ich hoffe, dass er die Frechheit auf dem Platz auch bei uns beibehält.

Frage: Haben Sie schon die drei Streichkandidaten im Kopf?

Löw: Sicher weiß der Großteil, dass er dabei ist, wenn die Vorbereitung vernünftig läuft. Es gibt auch bestimmte Gedankenspiele, aber ich habe noch keine Spieler im Kopf, die wir wieder nach Hause schicken. Wir haben noch viele Einheiten, um das zu entscheiden.

Frage: Befürchten Sie durch die Streichungen nicht eine gewisse Unruhe?

Löw: Nein. Am 28. Mai endet dieses Casting. Die Spieler wissen dann, dass es nicht an ihrer Qualität gelegen hat. Sie werden damit umgehen können. Sie müssen mit diesem Druck leben.

16 May 2008
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Löw: "Eine Millimeter-Entscheidung", 28.05.2008

Nach der Bekanntgabe des endgültigen Kaders der Nationalmannschaft für die EURO 2008 in Österreich und der Schweiz (7. - 29. Juni) stellte sich Bundestrainer Joachim Löw zum aktuellen Gespräch:

Frage: Joachim Löw, was hat den Ausschlag gegeben, Jermaine Jones, Patrick Helmes und Marko Marin aus dem EM-Kader zu streichen?

Joachim Löw: Die Entscheidung ist unserem Trainerteam sehr schwer gefallen. Es war eine Millimeter-Entscheidung, denn jeder der drei Spieler hätte es verdient gehabt, dem EM-Kader anzugehören. Dies ist keine Entscheidung gegen ihre Qualität, sie haben in dem Trainingslager auf Mallorca einen hervorragenden Eindruck hinterlassen.

Frage: Haben die drei Spieler eine Zukunft im DFB-Team?

Löw: Patrick Helmes, Jermaine Jones und Marko Marin haben gute Perspektiven, nach der EM wieder im Kreis der Nationalmannschaft dabei zu sein und eine gute Rolle zu spielen.

Frage: Wie ordnen Sie die Leistung der Mannschaft beim 2:2 gegen Weißrussland ein?

Löw: Sorgen nicht, aber zufrieden kann man natürlich nicht sein. Wir haben in den letzten 30 Minuten eine 2:0-Führung aus der Hand gegeben. Das ist schon enttäuschend.

Frage: Welche Gründe gab es für das 2:2 in der zweiten Halbzeit?

Löw: Es hat die Konzentration gefehlt. Wir haben in den vergangenen Tagen sehr, sehr hart trainiert. Man hat gespürt, dass einige einen Rucksack auf dem Rücken hatten und müde waren. Es hat die Frische gefehlt. Man hat auch gesehen, dass wir erst kurz mit dem Ball trainiert haben.

Frage: Wie haben Sie die Leistung von Torwart Jens Lehmann gesehen?

Löw: Man spürt, dass er Spiele braucht. Er wird am Samstag gegen Serbien auf jeden Fall im Tor stehen. Wir vertrauen ihm weiter.

Frage: Und wie steht es mit der Abwehr generell?

Löw: Wir haben die Organisation nicht so hinbekommen. Wir haben aber auch nach vorne viele Fehler gemacht. Wir müssen uns in allen Bereichen verbessern.

Frage: Was erwarten Sie für den EM-Auftakt am 8. Juni gegen Polen?

Löw: Wir werden in den nächsten Tagen intensiv mit dem Ball und an taktischen Dingen arbeiten. Wir müssen dies festigen. In zwölf Tagen werden aber alle besser in Form sein. Das kann ich versprechen.

28 May 2008
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Sunday 24 May 2015

Joachim Löw: "Die Konzentration hat gefehlt", 27.05.2012

Beim 3:5 in der Schweiz hat Joachim Löw zwar Defizite ausgemacht, Sorgen macht sich der Bundestrainer aber keine. "Wir haben noch zwei Wochen Zeit. Ab Montag beginnt die Vorbereitung auf die EM", sagte Löw und sprach auch über die Rückkehr der Bayern-Spieler, Miroslav Klose und das Debüt von Marc-André ter Stegen.

Frage: Das Spiel gegen die Schweiz ist sicherlich nicht nach Ihren Vorstellungen verlaufen. Wie bewerten Sie den Auftritt der deutschen Mannschaft?

Joachim Löw: Das Ergebnis ist ärgerlich, das hätten wir nicht gedacht. Darüber kann man sich natürlich nicht freuen. Wir haben viel zu viele Fehler in unserem Spiel gemacht. Es gibt nun einiges aufzuarbeiten, denn es sind sehr viele Dinge passiert, die muss man noch mal in Ruhe vor sich ablaufen lassen und dann analysieren.

Frage: Haben Sie eine Erklärung, warum Ihre Mannschaft so untergegangen ist?

Löw: Das ist natürlich eine gefährliche Phase in der Vorbereitung, denn nach vielen intensiven Einheiten hat die Konzentration gefehlt. Das soll jetzt aber nicht als Ausrede gelten. Die Schweizer waren einfach frischer, beweglicher und konzentrierter. Wir wollten einige Dinge sehen, das hat aber nicht funktioniert.

Frage: Muss Ihnen nicht vor allem die Abwehrleistung kurz vor dem EM-Start Angst und Bange machen?

Löw: Unser Defensivverhalten war nicht gerade berauschend. Deshalb darf man aber nicht nur den Abwehrspielern einen Vorwurf machen. Grundsätzlich mache ich mir aber keine Sorgen, denn wir haben noch zwei Wochen Zeit. Die Abstimmung wird besser werden - ich habe keine Bedenken. Die Bayern steigen am Montag ins Training ein. Einige Spieler haben gefehlt, die unser Spiel prägen. Mit den Bayern-Spielern gehen wir zur Normalität über. Ab Montag beginnt die Vorbereitung auf die EM.

Frage: Wie gehen Sie denn mit den Bayern um, die erst am Samstagabend im Quartier eingetroffen sind?

Löw: Ich werde mit keinem Spieler über das verlorene Spiel (Champions-League-Finale, d. Red.) sprechen. Ich habe keine Bedenken, dass da etwas hängen bleibt.

Frage: Müssen sie Marc-André ter Stegen, der bei seiner Premiere zwischen den Pfosten der Nationalmannschaft fünf Gegentore kassierte, besonders trösten?

Löw: Er darf jetzt den Kopf nicht hängen lassen. Er hat eine Riesensaison gespielt, hat unglaubliche Anlagen. Bei den ersten zwei Toren wurde er ganz kalt erwischt, sieht dann in der ein oder anderen Situation unglücklich aus. Da kann man diskutieren, ob er einen Schritt weiter vorne stehen muss. Ich mache ihm aber keine Vorwürfe. Er ist ein großartiger Torhüter mit vielen guten Qualitäten. Er wird seinen Weg machen. Jetzt ist er ein bisschen geknickt, aber wir werden ihn wieder aufbauen. Ich bin überzeugt, dass er das wegstecken wird.

Frage: Wie ordnen Sie die Leistungen von Torjäger Miroslav Klose und Abwehrspieler Per Mertesacker ein?

Löw: Man hat gesehen, dass beiden noch die Wettkampfpraxis fehlt. Deshalb war das Spiel sehr wichtig für sie. Sie werden noch das eine oder andere Spiel brauchen, um wieder ihre Normalform zu erreichen. Vor allem bei Miro hat man gesehen, dass er die eine oder andere Torchance, bei der er normalerweise sehr sicher ist, ausgelassen hat.

Frage: Am Dienstag müssen Sie Ihr endgültiges EM-Aufgebot benennen, zuvor werden noch vier Spieler gestrichen. Wird das Spiel gegen die Schweiz Ihre Entscheidung beeinflussen?

Löw: Das war gegen die Schweiz kein individuelles Schaulaufen. Ich wollte sehen, was der Einzelne dem Team bringen kann. Einzelne Spieler aufgrund einer Situation, eines Spiels, eines Kurzeinsatzes zu bewerten, wäre völlig falsch. Für manche war das Trainingslager eine große Chance für die Zukunft. Ich kann mir gut vorstellen, dass das eine gute Schule war. Für manche wird es sicher hart, wenn sie nicht mit zur EM fahren. Aber es war gut, dass sie dabei waren.

27 May 2012
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